Urin als Dünger? – Sinnvoll oder nur Humbug?
Vielleicht hast Du auch schon mal gehört oder gelesen, dass sich Urin durchaus als Dünger eignen soll. Der Gedanke daran Urin als Dünger einzusetzen, löst bei den meisten Menschen zunächst einmal ein Gefühl von Ekel aus. Doch warum? Denn schließlich wird auch Gülle als Dünger eingesetzt. Fakt ist jedenfalls, dass die Inhaltsstoffe Urin als Dünger durchaus interessant machen.
Doch kann es tatsächlich Sinn machen Urin als Dünger zum Einsatz zu bringen? Diese und andere Fragen möchten wir Dir in diesem Artikel beantworten.
Urin als Dünger
Wie eingangs schon erwähnt klingt das für viele Menschen erst einmal irgendwie eklig. Doch der erste große Vorteil von Urin liegt auf der Hand, denn Urin ist kostenlos und tatsächlich immer verfügbar. Wenn wir nun noch einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen dann lassen sich hier Phosphor, Kalium, Kalzium und Stickstoff ausmachen. Und wenn Du Dich ein wenig mit Pflanzen auskennst, dann weißt Du sicherlich das Stickstoff einer der wichtigsten Nährstoffe der Pflanzenwelt ist. Im Urin kommt der Stickstoff überwiegend als Harnstoff vor. Harnstoff kennst Du vielleicht auch als Wirkstoff aus diversen Schönheitsprodukten und Cremes. Dort wird der Harnstoff aber in den meisten Fällen als Urea bezeichnet. Somit umgeht die Kosmetikindustrie ganz gekonnt den Ekelfaktor.
Aus Sicht der Pflanzen und heruntergebrochen auf die Inhaltsstoffe ist Urin also tatsächlich ziemlich super!
Düngen mit Urin: Welche Probleme können auftreten?
Bei jedem anderen Dünger ist die Zusammensetzung genau bekannt. So lassen sich Gemüse, Blüh- und Grünpflanzen ganz gezielt düngen. Ganz anders verhält es sich hier beim Urin. Denn hier weiß niemand die ganz genaue Zusammensetzung. Die ist nämlich in erster Linie von der jeweiligen Ernährungsweise abhängig. Das heißt, wenn Du mit Urin düngen möchtest, dann gilt es zu probieren. Eine gezielte Düngung ist mit Urin eher nicht möglich. Denn allgemeingültige Aussagen über die Konzentration der Inhaltsstoffe ist eigentlich gar nicht möglich.
Weiterhin gibt es beim Düngen mit Urin noch einen weiteren Unsicherheitsfaktor. Bei diesem handelt es sich um die etwaige Verunreinigung durch Zigarettenrauch und die Einnahme von Medikamenten. Denn solltest Du beispielsweise rauchen oder regelmäßig Medikamente einnehmen, dann scheidest Du über Deinen Urin eine undefinierbare Mischung aus verschiedensten Chemikalien kombiniert mit teilweise noch aktiven Wirkstoffen aus. Dies kann dazu führen, dass bei regelmäßiger Düngung mit dem Urin unvorhersehbare Auswirkungen in Bezug auf Boden und Pflanzen auftreten können.
Was ebenfalls bedacht werden sollte, ist die Tatsache das Urin nicht wie lange angenommen wurde, immer frei von irgendwelchen Keimen ist. Was nun nicht bedeutet, dass es sich bei Urin um eine Flüssigkeit handelt, die nun vollkommen keimbelastet ist. Allerdings solltest Du die Möglichkeit nicht ausschließen, dass aufgrund von regelmäßigem Düngen mit Urin, diverse Bakterien an Deine Pflanzen gelangen können.
Das Praktische an herkömmlichen Düngern ist, dass sie gelagert werden können und Du sie bei Bedarf verwenden kannst. Bei Urin funktioniert dies so nicht, denn Urin muss sofort ausgebracht werden. Und zwar aus dem Grund, dass Bakterien ziemlich schnell damit beginnen Ammoniak aus dem Harnstoff zu lösen. Durch diesen Vorgang entsteht ein stechender, sehr unangenehmer Geruch. Eine Lagerung ist daher absolut nicht praktikabel.
Kann Urin die Pflanzen schädigen?
Nun könntest Du im Prinzip davon ausgehen, dass Du einfach in den Garten pinkeln brauchst und schon wachsen Deine Pflanzen ganz einfach und wie von Zauberhand. Doch ganz so funktioniert es leider nicht. Denn im Prinzip handelt es sich bei Urin um ein Dünger-Konzentrat. Hinzu kommt, dass der menschliche Urin oftmals so salzhaltig ist das es bei den Pflanzen zu regelrechten Verbrennungen kommen kann. Urin weist einen pH-Wert zwischen 4,5 bis fast 8 auf. Das heißt Urin bewegt sich irgendwo zwischen sauer und ziemlich basisch. Der schwankende pH-Wert würde bei dauerhafter Anwendung den Pflanzen ziemlich zu schaffen machen.
Möchtest Du Urin dennoch als Düngerverwenden, dann solltest Du dies nur tun, wenn
- Du keine Medikamente einnimmst
- Du den Urin stark verdünnst. Und zwar in einem Verhältnis von 1:10 bei Starkzehrer und für schwachzehrende Pflanzen in einem Verhältnis von 1:20
- Du zuvor den pH-Wert misst. Moorbeetpflanzen finden beispielsweise einen pH-Wert von 4,5 großartig. Es gibt aber auch andere Pflanzen, die darauf im schlimmsten Fall mit Wachstumsproblemen reagieren
Als Dünger hat Urin also durchaus ein gewisses Potenzial, denn schließlich stecken in ihm viele Pflanzennährstoffe in teilweise sehr hohen Konzentrationen. Nach einer entsprechenden Aufbereitung ließe sich also aus Urin tatsächlich ein sehr hochwertiger Dünger herstellen. Versuche in Afrika zeigen diesbezüglich tatsächlich sehr vielversprechende Ergebnisse Allerdings wurde hier der Urin stets aufbereitet, bevor er als Dünger zum Einsatz kam.
Urin als Dünger – Ein Fazit
Geht es darum Urin als dauerhaften Dünger im Garten einzusetzen, dann können wir nur davon abraten. Denn aufgrund seiner Zusammensetzung und der praktischen Nachteile ist Urin für den regelmäßigen Einsatz als Dünger im Garten einfach viel zu unsicher.
Wir hoffe wir konnten mit diesem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen und Du weißt nun Bescheid über die Vor- und Nachteile von Urin als Düngemittel.